Die Schwächen einer Führungskraft - Lasst uns darüber sprechen!
08.04.2022
Es ist schwer, über Schwächen zu sprechen
Es ist schon schwer genug, vor anderen über unsere Stärken zu sprechen, aber über unsere Schwächen? Das fühlt sich fast unmöglich an.
Noch paradoxer ist, dass wir bei Bewerbungsgesprächen dazu aufgefordert werden, unsere Stärken und Schwächen zu teilen. Aber sobald wir den Job haben, interessiert sich selten jemand für unsere Stärken. Unsere Schwächen hingegen? Die kommen immer wieder ins Gespräch – bei jedem Fehler, bei jeder verpassten Gelegenheit. Vielleicht liegt darin eine Lektion:
Statt uns nur darauf zu konzentrieren, unsere Stärken zu präsentieren, sollten wir lernen, offen über unsere Schwächen zu sprechen. Denn wer versteht, was ihn zurückhält, findet Wege, weiterzugehen.
Doch Vorsicht – wenn wir über unsere Schwächen sprechen, lauern zwei häufige Fallen.
1. Eine Schwäche mit einer Stärke ersetzen
Das ist der Klassiker. Auf die Frage „Was ist Ihre größte Schwäche?“ antworten wir: „Ich bin ein Perfektionist.“ Wir denken, wir hätten die perfekte Antwort gefunden, die uns unantastbar erscheinen lässt. Aber was wir eigentlich tun, ist uns hinter dieser vermeintlichen Stärke zu verstecken. Statt greifbar zu werden, bleiben wir unsichtbar.
Das Problem? Wer so antwortet, macht es dem Gegenüber schwerer, zu erkennen, wo die eigenen Stärken wirklich liegen – und wie sie sinnvoll eingesetzt werden könnten.
2. Zu ehrlich sein
Dann gibt es noch die andere Richtung: Manche Menschen antworten direkt und ohne Umschweife. „Ich bin wirklich unorganisiert“, sagen sie. Oder: „Ich lasse mich leicht ablenken.“ Diese Ehrlichkeit ist mutig, aber sie fehlt an Kontext. So wirken wir nicht authentisch, sondern wie jemand, der sich selbst disqualifiziert.
3. Die Balance finden
Die beste Antwort auf die Frage nach unseren Schwächen liegt in der Balance – in der Verbindung zwischen Schwäche und Stärke. Ehrlichkeit allein reicht nicht. Wir müssen zeigen, warum unsere Schwäche existiert und was sie über uns aussagt.
Ein Beispiel:
„Ich arbeite am besten im Team. Ich liebe den Austausch von Ideen und das gemeinsame Vorankommen. Wenn ich ausschließlich allein an Projekten arbeite, werde ich nicht immer mein Bestes geben können.“
Oder:
„Ich bin ein Visionär. Ich denke langfristig, plane Jahre voraus und suche immer nach neuen Möglichkeiten. Unternehmen, die wachsen und innovativ bleiben wollen, schätzen das sehr an mir. Doch manchmal verliere ich dabei den Fokus auf die Aufgaben, die im Hier und Jetzt erledigt werden müssen.“
Warum es wichtig ist
Alles in uns ist eine Balance. Für jede Schwäche, die wir haben, gibt es eine Stärke, die sie ergänzt. Wer mutig genug ist, diese Verknüpfung zu zeigen, wird nicht nur als ehrlich wahrgenommen, sondern auch als jemand, der sich selbst versteht.
Und genau das macht uns wertvoll – für uns selbst und für andere. Denn wer weiß, wie er über seine Schwächen sprechen kann, der hat bereits eine Stärke gefunden, die tief geht. Und das ist vielleicht die wichtigste Fähigkeit überhaupt: die Schwäche als einen Weg zu sehen, der uns weiterbringt.